Biogas Frankreich: Termine 2016

2016-France

 

 

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, Zeit die Planungen für das nächste Jahr anzugehen.

Hier eine kurze Liste der Veranstaltungen in Frankreich, die für die Biogasbranche interessant sind:

Biogaz Europe 2016
27. – 28.01.2016 | NANTES

http://www.biogaz-europe.com/

 

Journées Recherche Innovation biogaz méthanisation 2016

10. – 12.02.2016 | LIMOGES

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OFEnR / DFBEE

Entwicklung der Rahmenbedingungen, Direktvermarktung und Finanzierung von

Biogasanlagen in Deutschland und Frankreich:

03.03.2016 | Paris
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ExpoBiogaz 2016

08.– 09.06.2016 | STRASBOURG (TERMINVERSCHIEBUNG !)

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Frühbucherrabatt für Standbuchungen bis Ende Januar 2016

Möglichkeit von 45 minütigen Vorträgen für Aussteller

 

Biogas Frankreich – die Bestandsaufnahme

Aufstrebende französische BiogasbrancheUm den Aufstieg der vielversprechenden Branche in Frankreich zu ermöglichen, sind die zu überwindenden Hemmnisse analysiert worden.

Am 26.11.2015 wurden die Ergebnisse einer entsprechend groß angelegten Studie auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Auftraggeber war das nationale Biogaskomitee, das das Strategieberatungsbüro E-Cube Strategy Consultants mit der Untersuchung der bisherigen Erfahrungen beauftragte, um

  • die Ursachen für die fehlende Wirtschaftlichkeit der Bestandsanlagen und
  • die Hindernisse und Chancen bei der Entwicklung neuer Projekte zu identifizieren.

An der Betreiberbefragung nahmen 44 landwirtschaftliche Anlagen (40 % des Anlagenbestandes) und 10 landwirtschaftliche Territorialanlagen (100% des Bestandes) teil, die das Biogas ausschließlich in KWK-Anlagen verwerten. Biomethananlagen waren aufgrund der noch zu geringen Anzahl nicht beteiligt, ebenso keine Deponie- oder Kläranlagen. Neben den Betreibern wurden auch wichtige Akteure wie Projektentwickler, Investoren, Banken in die Untersuchungen mit einbezogen.

94% der bewerteten Biogasanlagen haben Probleme wie Investitionsüberschreitungen, überhöhten Betriebs- und Zeitaufwand und zu geringe Einnahmen. Bei 65% lag die Rentabilität unter den Erwartungen, 35% hatten sogar gravierende Schwierigkeiten. 80% der Anlagen < 1MW hatten Probleme im Biogasprozess, 100% der Anlagen >1MW Probleme mit den BHKW.

Aus technologischer und betrieblicher Sicht sind für die Prozessprobleme vor allem Funktionsstörungen bei der Biogasherstellung verantwortlich, die auf ungeeignete Ausrüstung zurückzuführen sind. Diese waren nicht auf die französische Substratvielfalt angepasst, oder es gab auslegungsbedingte Probleme, die zu Ausfällen führten. Mangels französischer Hersteller waren die Anlagenbetreiber gezwungen, sich mit Technologien und Ausrüstungen aus dem Ausland zu versorgen, die die jeweiligen Pioniere der Branche, insbesondere in Deutschland, entwickelt hatten. Doch in Deutschland werden homogene Substrate auf Mais- und Güllebasis verarbeitet, während in Frankreich feststoffreichere Materialien wechselnder Qualität zur Verwertung anstehen, die zudem auch noch mehr Störstoffe enthalten.

Probleme bei den BHKW-Anlagen beruhten zum größten Teil auf Unterbrechungen im Netzbetrieb und auf Materialfehlern

Bei etwa 30% der Anlagen kam es zu Problemen mit der Substratversorgung, u. a. auch durch den Konkurrenzdruck von weiteren Anlagen in der Region.

Weitere Probleme entstehen durch den Zeitaufwand bei langwierigen Genehmigungsverfahren.

Die Wirtschaftlichkeit der Projekte ist nur bei 19% im geplanten Bereich, 11% haben eine bessere und 65% eine schlechtere Rentabilität als vorgesehen. Die Gründe liegen bei Produktionsausfällen, der Verschlechterung bei Prämien der Abfallverwertung oder beim Wärmeabsatz – z. B. weil Abnehmer wegfielen- und bei erhöhten Aufwendungen für Betrieb und Instandhaltung.

Im Hinblick auf künftige Projekte hat die Entwicklung zu einer besseren Abschätzung von Investitionen und Betriebsaufwand geführt, die im Laufe der Zeit angestiegen sind. Dies liegt an dem größeren Aufwand für die Anlagentechnik zur Anpassung an die Substratqualität, aber auch an die höheren genehmigungsrechtlichen Auflagen im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen. Auch die Einschätzung von Anlagenausfällen ist realistischer geworden.

Derzeit sind 120 Projekte in Planung, die zu je 50% aus Projekten mit Vor-Ort-Verstromung und mit Biomethanaufbereitung bestehen. Die meisten sind landwirtschaftliche Kooperationsprojekte mit einer Kapazität ab 250 kWel oder Territorialanlagen von mehr als 1MWel. Wegen der besseren Rentabilität werden vermehrt Biomethanprojekte angestrebt. Finanzierung und Bankenkontakte gestalten sich eher schwierig. Etwa ein Drittel der Projekte ist blockiert, weil Rentabilität, Finanzierung oder Akzeptanz fehlen.

Die verschiedenen Akteure sind bereit, ihren Beitrag zum Fortschritt der Branche zu leisten, indem der Erfahrungsaustausch gefördert, ein nationales Hersteller- und Servicenetz aufgebaut und eine Qualitätscharta sowie ein Fortbildungssystem für die Akteure geschaffen wird, sowie weitere Innovationen zur Bewältigung der Substratschwierigkeiten und ein höheres Sicherheitsbewusstsein zu einer besseren Akzeptanz im Umfeld entwickelt werden.

Vom Umfeld der Branche erwarten sie, dass die Netzstabilität verbessert, Forschung unterstützt, Genehmigungsverfahren schlanker und die Unterstützungsmechanismen abschließend überarbeitet werden.

Quelle: Artikel auf der Homepage des französischen Fachvereins ATEE-Club Biogaz

 

Vive la révolution !

ViveLaRevolution-01The World Climate Conference in Paris is approaching, and though the law on Energy Change & Green Grow is valid and the promise for an energy revolution has been loud and clear, the commitment seems far from being honored yet: The decrees defining the execution of the law are still waiting for their final publication and many representatives of the industry for the information about the new conditions.

Biomethane is one of the most interesting elements of the new energy and circular economy concept: Actually, 14 upgrading plants are connected to the gas grid; their production of 163 GWh per year could rise up to 30 TWh in 2030, with 1400 production units, as French energy agency ADEME is estimating.

In early 2015, during the biomethane conference organized by the German-French Bureau of Renewable Energy, GrDF was estimating, that until the end of 2016, 44 biogas upgrading units could be installed (more detailed info: „An ambitious change„).

Now the strategy commissioner of GrDF, Anthony Mazzenga, announced that the industry will really start in 2017 / 2018 (http://www.environnement-magazine.fr/presse/environnement/actualites/6016/). That seems to be quite enough time to develop the sector. However, the conditions in the new regulatory statutes must enable the industry to realize projects that are interesting also from an economic point of view.

This seems quite revolutionary especially, as the big nuclear industry does not stop its power radiating: EDF just launched a statement of their strategy. They announce the rebuilding of the nuclear power plant park by replacing them until 2015 by 30 … 45 new rectors. Just one day after ADEME had finally published their study, showing that France energy supply can be ensured by renewable sources at 100%.

/Marie-Luise Schaller

 

An ambitious change

Bioénergie de la BrieLarge waste utilisation centres are set up mainly in the municipal sector: Lille, Morsbach, Strasbourg are examples for these industrial scale realisations. Besides these, plants on farms are making up leeway such as Bioénergie de la Brie and pools of several micro-plants emerging under numerous local farmer initiatives. …
Article in Biogasjournal: An ambitious change

Marie-Luise Schaller

The BIOVALSAN project – good prospects for biomethane in France

Biomethan als KraftstoffOnly a few weeks before the COP21 in Paris is going to start, the French minister Ségolène Royal has inaugurated an European showcase for innovative circular flow economy: The BIOVALSAN project, the first wastewater treatment plant, utilizing wastewater of a metropolis to produce biomethane.
„With a treatment capacity of 1,000,000 inhabitant equivalents, the Wantzenau Wastewater Treatment Plant (WWTP) is the fourth largest WWTP in France. The volume of biogas produced by this facility’s digesters represents a potential energy generation capacity of 16 GWh/year, which is equivalent to the annual needs of 5,000 low-energy consumption homes. Biovalsan’s purpose is to utilise this resource for the Strasbourg community’s benefit, based on a short, local processing model. “ (source: http://biovalsan.eu/)

With regard to the actual development in French energy transition, the minister explained how the promotion of biogas will continue.
The new feed-in tariffs for electricity produced by existing plants will be published in a few days. Biomethan will also get further promotion, as the co-use of BioGNV will become an obligation. If the new tariffs will not lead to reach the goals for rising the biogas production, tenders will be published.

The wish, that with the inauguration of Biovalsan a series of innovative projects will start, is not in vain. There are more French projects proceeding from preliminary studies to planning phase.

Marie-Luise Schaller

BIOVALSAN – ein europäisches Paradebeispiel für Biomethan in Straßburg

Biomethan als KraftstoffIm Vorfeld der Pariser Klimakonferenz hat die Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie, Ségolène Royal, ein innovatives Vorzeigeprojekt eingeweiht:

Das europäische Pilotprojekt Biovalsan, die erste Anlage, die Biomethan aus den Abwässern einer Großstadt produziert. Es ist die viertgrößte Abwasserbehandlungsanlage Frankreichs, die 96% der Abwässer aus der elsässischen Metropole klärt. Die Biomethanproduktion soll bis zu 1,6 Mio. Nm³ betragen.

Ein passender Anlass für die Ministerin, um auch auf ihre nächsten Schritte zur Förderung der französischen Biogasbranche hinzuweisen: In wenigen Tagen soll die Anhebung der Einspeisevergütung für Bestandsanlagen bekannt gegeben werden. Gleichwohl soll die Förderung der Stromerzeugung mit Biogas nicht den Ausbau der Biomethaneinspeisung benachteiligen. Es ist daher auch eine Vorschrift in Vorbereitung, die zur Einbeziehung von Biomethankraftstoff verpflichten soll. Falls die Förderung durch die Vergütungen nicht ausreicht, die Biogasproduktion im vorgesehenen Maße anzukurbeln, wird es Ausschreibungen geben. Der entsprechende Erlass ist in Vorbereitung und wird noch vor Ende des Jahres veröffentlicht.

Die Wünsche der Ministerin, Biovalsan möge eine ganze Reihe von innovativen Projekten eröffnen, welche Reststoffe und Abwässer zur Biomethanerzeugung nutzen, sind nicht aussichtslos. Einige französische Projekte sind bereits über die Startphase hinaus und im Planungsstatus.

Biogas Frankreich: Veranstaltung zur Geschäftsanbahnung für Projektträger und Herstellerfirmen

Gute AussichtenAm 28./29.09.2015 findet in Lille die dritte „Convention d’affaires du biogaz“ statt, bei der gezielt Geschäftspartner aus der Biogasbranche zusammengeführt werden. Da sich derzeit in Frankreich nach der Verabschiedung des Energiewendegesetzes eine gute Fördersituation für Biogasprojekte entwickelt, bietet diese Veranstaltung interessante Möglichkeiten.

Organisatoren sind das Biomethanisationscluster Biogaz Vallée®, das Kompetenzcenter IAR für die Landwirtschaft und die Industrie- und Handelskammer Nord-Pas de Calais mit ihrem Programm Méthania.

Französische Projektträger werden bevorzugt und als VIP kostenlos teilnehmen. Hersteller von Biogasanlagen und Vertreter der Zulieferindustrien können sich auf der Seite des Biogaz Vallée® bis spätestens zum 21.09.2015 einschreiben. Die Anzahl der Teilnehmer ist auf 150 beschränkt. Anmeldungen von Mitgliedern der Organisationsverbände werden ebenfalls bevorzugt behandelt.

Das vorläufige Programm sieht folgendermaßen aus:

Veranstaltungsort:

Le Nouveau Siècle

6 Place Mendès France

F – 59000 LILLE

Zeitplan

Montag, 28.09.2015 – 13:30 bis 18:30 Uhr: Runde Tische und organisierte Zwiegespräche zur Geschäftsanbahnung

Montag, 28.09.2015 – 20:00 bis 23:30 Uhr: Galadinner und Networking

Dienstag, 29.09.2015 – 08:30 bis 14:30 Uhr: Runde Tische und organisierte Zwiegespräche zur Geschäftsanbahnung

Die Teilnahme kann komplett für alle 3 Veranstaltungsschwerpunkte sowie für einzelne Tage gebucht werden.

 

Frankreich ist in diesem Jahr Gastgeber der Klimaschutzkonferenz und hat sich eine vorbildliche Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien auf die Fahnen geschrieben. Auch der Bereich der landwirtschaftlichen Biogasanlagen ist erklärtes Förderterrain, um den Landwirten neue Geschäftsfelder zu erschließen. So läuft derzeit eine dreijährige Ausschreibung des Ministeriums für 1.500 Biogasanlagen, die im ländlichen Raum errichtet werden sollen. Die genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen werden zu Verfahrensbeschleunigung verbessert, neue Tarife werden in Kürze festgelegt. Insbesondere die Verwertung von Gülle und landwirtschaftlichen Abfällen wird gefördert.

 

Weitere Artikel zu dem Thema:

Ferienende und Biogasaufschwung in Frankreich

Kein Sommerloch für die französische Energiewende

 

Sonstige interessante Links:

Deutsch-französisches Büro für erneuerbare Energien

Projektausschreibung des Ministeriums (Franz.)

 

Ferienende und Biogasaufschwung in Frankreich – Interessante Entwicklung zu erwarten

La RentréeDas Jahr schreitet mit großer Geschwindigkeit voran, die Sommerferien sind größtenteils vorüber und einige dürften die Rückkehr in den Alltag mit Spannung erwarten.

In Frankreich wurde mitten in der Feriensaison das Energiewendegesetz verabschiedet.

Bis zur Klimakonferenz in Paris bleiben nur noch ca. 100 Tage. Die Franzosen sind entschlossen, dort eine beispielhafte Präsentation ihrer Energiereform vorweisen zu können. Es dürfte also weitere Fortschritte auch für die Weiterentwicklung der Biogasbranche geben.

Das ist somit der richtige Moment, um einen Blick in den Veranstaltungskalender des DFBEE zu werfen..

Es organisiert am 21.10.2015 in Paris die Konferenz „Die Sicherheit von Biogasanlagen in Deutschland und Frankreich

Auf der Tagesordnung :

  • DER RECHTLICHE RAHMEN FÜR DIE SICHERHEIT VON BIOGASANLAGEN
  • DIE OPTIMIERUNG VON BIOGASANLAGEN UNTER DEM ASPEKT DER ANLAGENSICHERHEIT
  • VERSICHERUNG, FINANZIERUNG UND SICHERHEIT VON BIOGASANLAGEN

Auch die Thematik der sicheren Bewältigung von Notfällen wird behandelt.

Bestimmt darf man erwarten, wieder erstklassig über die aktuellen Bedingungen und Entwicklungen der Branche in Frankreich informiert zu werden. Schließlich bietet sich zudem die Gelegenheit zum Netzwerken mit den Teilnehmern, Vertretern von „Planungsbüros, Projektträger, Lieferanten von Anlagenkomponenten und alle Akteure, die sich für die Produktion von Biogas in Frankreich interessieren.“

Weitere Details und die Möglichkeit der Anmeldung:

Ankündigung auf der Webseite des Deutsch-französischen Büros für erneuerbare Energien (DFBEE)

 

Spécial Rentrée Biogaz 2015

La RentréeL’année avance de grande vitesse, les vacances d’été sont (presque) finies et quelques-uns pourraient attendre la rentrée avec une certaine impatience :

En France, la loi relative à la transition énergétique pour la croissance verte a été adoptée en pleine saison vacancière et la décision du Conseil constitutionnel n’a pas pu trop attarder le délai de promulgation de la loi. Elle a été validée le 13 août et publiée au Journal Officiel le 18 août 2015.

Comme l’online magazine enerzine a bien commenté :

« A un peu plus de 100 jours de la Conférence de Paris sur le climat, la France veut avec cette loi s’inscrire dans la mutation énergétique du „nouveau siècle„. »

C’est alors le bon moment pour jeter un coup d’œil sur le programme d’une manifestation intéressante de l’ OFAEnR :

Le 21 octobre 2015, ils organisent une conférence « La sécurité des installations de méthanisation en France et en Allemagne » à Paris

Sur l’agenda :

  • Etat des lieux du cadre réglementaire français et allemand et analyse de l’application des règles sur le terrain dans les deux pays.
  • L’optimisation des installations et retours d’expérience d’acteurs allemands et français de la filière avec analyse des points de vigilance dans le cadre de la conception mais aussi de l’exploitation des installations de méthanisation.
  • Assurances, financement et sécurité des installations

La présentation des méthodes de gestion des situations de crise est aussi prévue.

Certainement on recevra des informations importantes et très actuelles sur les nouvelles conditions et le développement de la branche en France. Finalement il y aura également l’occasion du networking entre les participants, des représentants des „bureaux d’études, porteurs de projets ainsi qu’aux fournisseurs de technologies et à tous les acteurs de la filière de la production et de la valorisation du biogaz.“

Plus d’informations et la possibilité de s’inscrire :

Annonce sur le site de l’Office franco-allemand pour les énergies renouvelables (OFAEnR)

Technische Projekte und ihre Projektteams … mehr als die Summe der Teilkompetenzen

TeamrollenDie meisten von uns sind in Projekten eingebunden. Nach dem Wochenende oder gar nach dem Urlaub kehren wir mehr oder weniger erholt zurück in die Maßnahme, oft genug mit einem mulmigen Gefühl im Inneren. Wir alle kennen dieses Gefühl, dass man auf Schwierigkeiten trifft, die eigentlich überflüssig sind. Stress durch fehlende Selbstwirksamkeit ist an der Tagesordnung. Doch wenn aus fachlicher Sicht alles klar sein müsste, was verdirbt denn hier den Spaß an einem effizienten Projektablauf? – Für mich ist es in erster Linie eine ineffiziente Rollenverteilung.

 

Projektmanagement ist (auch) Teammanagement

Projekte werden durch Teams realisiert. Teams sind i. d. eher zufällig zusammengesetzt, nur sehr selten gelingt eine gezielte Auswahl von speziellen Mitgliedern mit aufeinander abgestimmten Profilen. Insbesondere in Bauprojekten mit dem Zusammenwirken mehrerer Firmen, Auftraggeber und Auftragnehmer, müssen die einzelnen Gewerke unter Zeitdruck und unter Berücksichtigung von Interessenkonflikten optimiert werden. Wenn Führungsrollen nicht ausgefüllt, ineffiziente Prozeduren nicht geändert, Termine und Arbeiten nicht koordiniert werden, geht das auf die Kosten von Zeitplänen, Budgets und … der Gesundheit aller.

Eine Geschichte aus dem Projektalltag

Ein Projektingenieur erhält einen Anruf der Behörde, dass im Zuge einer Baumaßnahme ein genehmigungsrechtliches Problem aufgetaucht sei. Der Ingenieur hat die entsprechenden Anträge bearbeitet. Die Bauüberwachung hat ein anderer Kollege inne. Doch er verspricht dem aufgebrachten Aufsichtsbeamten, Klärung herbeizuschaffen. Da der Kollege – wie alle anderen 2 Bauüberwacher – in Urlaub ist – wendet er sich an den Geschäftsführer. Dieser gerät außer sich, offensichtlich überfordert, will er „alle Projekte vor die Wand fahren“.

Was hier als unproduktives Dilemma entlarvt wird, ist ein Rollentausch: Die Wut des Geschäftsführers war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass er sich in seiner Ruhe für eine wichtige Entwicklungsarbeit belästigt fühlte. Und zwar durch Probleme seiner Mitarbeiter, für die er keine Zuständigkeit übernehmen wollte. Er sah sich als Solitär, als Spezialist auf seinem Gebiet, die anderen Teammitglieder sollten sich als Spezialisten genauso um ihre Projekte kümmern. So konnten auch alle Bauleiter gleichzeitig für 3 Wochen in Sommerurlaub gehen, obwohl die Baustellen weiterliefen. Dass er dann auch noch von einem Projektingenieur zu einer Handlung aufgefordert wurde, sprengte erst recht seine Vorstellung von der Rollenverteilung. Denn der Projektingenieur drückte nun sein großes Unverständnis darüber aus, wie schlecht die Koordination abgelaufen war, und erbat kurzfristig ein Handlungskonzept, da er es für wichtig erachtete, das Außenverhältnis im Sinne der Kunden und der Genehmigungsbehörde zu klären.

Fachkompetenz versus Führungsstärke

Hier war eine Führungsposition mit einem Ingenieur besetzt, der sich keineswegs als Führungskraft, sondern als Spezialist mit herausragenden Fachkompetenzen verstand. Er prallte auf einen Projektingenieur, für den die Koordination und Abstimmung eine wesentliche Basis des Projekterfolgs ausmachte, und der auch gewohnt war, sich durchsetzungsstark zu präsentieren. Eine fruchtbare Zusammenarbeit war hier natürlich nicht zu erreichen, da dies einen ständigen aussichtslosen Kampf gegen die Geschäftsleitung bedeuten würde.

Rollenmodelle als Denkanstoß

Aber in anderen Situationen kann ein Bewusstsein dieser Rollenfunktionen der erste Schritt zu einer Verbesserung der Projektzusammenarbeit bedeuten. Es gibt dazu natürlich eine Fülle von theoretischen Abhandlungen. Aus meiner Sicht ist das Modell von Belbin, (BELBIN TEAM ROLES), recht einleuchtend. In Ergänzung zu der umfangreichen Literatur möchte hier eine Infographik zur Verfügung stellen. Ich bitte dabei um Verständnis, dass lediglich aus Gründen der Übersichtlichkeit nur die männliche Form der Rolle benutzt wurde, die sich ausdrücklich auch auf weibliche Teammitglieder bezieht. Die Ausarbeitung der Rollen basiert frei auf Belbin, die entsprechenden englischen Rollenbezeichnungen sind aufgeführt.

Zur Infographik

Anhand der knappen, stichpunktartigen Darstellung kann vielleicht der oder die eine oder andere die Ursachen für Ärger, Stress und Ineffizienz ausfindig machen. Als Projektmanagerin und „ambitionierte Koordinatorin“ bin ich durch die langjährige Praxis fest von der Wirksamkeit überzeugt, die eine optimierte Delegation erzielt. In Führungsrollen ist ausgeprägte Fachkompetenz nicht so wichtig wie Führungs- oder Koordinationsstärke. Jedes Team benötigt aber auch seine Spezialisten und Teamworker wie alle anderen Profile. Oft erfüllt ein Mitglied natürlich mehrere Funktionen – insbesondere in kleinen Planungsteams. Es geht nie auch ohne Konflikte – aber man muss sich ihnen stellen.

Wenn ich Sie damit motivieren kann, zum Wochenbeginn ein wenig innezuhalten und die Strukturen in Ihren Teams zu bedenken, freue ich mich – natürlich sind auch Ihre Rückmeldungen sehr willkommen. Lassen Sie mich wissen was Sie davon halten.