Um den Aufstieg der vielversprechenden Branche in Frankreich zu ermöglichen, sind die zu überwindenden Hemmnisse analysiert worden.
Am 26.11.2015 wurden die Ergebnisse einer entsprechend groß angelegten Studie auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Auftraggeber war das nationale Biogaskomitee, das das Strategieberatungsbüro E-Cube Strategy Consultants mit der Untersuchung der bisherigen Erfahrungen beauftragte, um
- die Ursachen für die fehlende Wirtschaftlichkeit der Bestandsanlagen und
- die Hindernisse und Chancen bei der Entwicklung neuer Projekte zu identifizieren.
An der Betreiberbefragung nahmen 44 landwirtschaftliche Anlagen (40 % des Anlagenbestandes) und 10 landwirtschaftliche Territorialanlagen (100% des Bestandes) teil, die das Biogas ausschließlich in KWK-Anlagen verwerten. Biomethananlagen waren aufgrund der noch zu geringen Anzahl nicht beteiligt, ebenso keine Deponie- oder Kläranlagen. Neben den Betreibern wurden auch wichtige Akteure wie Projektentwickler, Investoren, Banken in die Untersuchungen mit einbezogen.
94% der bewerteten Biogasanlagen haben Probleme wie Investitionsüberschreitungen, überhöhten Betriebs- und Zeitaufwand und zu geringe Einnahmen. Bei 65% lag die Rentabilität unter den Erwartungen, 35% hatten sogar gravierende Schwierigkeiten. 80% der Anlagen < 1MW hatten Probleme im Biogasprozess, 100% der Anlagen >1MW Probleme mit den BHKW.
Aus technologischer und betrieblicher Sicht sind für die Prozessprobleme vor allem Funktionsstörungen bei der Biogasherstellung verantwortlich, die auf ungeeignete Ausrüstung zurückzuführen sind. Diese waren nicht auf die französische Substratvielfalt angepasst, oder es gab auslegungsbedingte Probleme, die zu Ausfällen führten. Mangels französischer Hersteller waren die Anlagenbetreiber gezwungen, sich mit Technologien und Ausrüstungen aus dem Ausland zu versorgen, die die jeweiligen Pioniere der Branche, insbesondere in Deutschland, entwickelt hatten. Doch in Deutschland werden homogene Substrate auf Mais- und Güllebasis verarbeitet, während in Frankreich feststoffreichere Materialien wechselnder Qualität zur Verwertung anstehen, die zudem auch noch mehr Störstoffe enthalten.
Probleme bei den BHKW-Anlagen beruhten zum größten Teil auf Unterbrechungen im Netzbetrieb und auf Materialfehlern
Bei etwa 30% der Anlagen kam es zu Problemen mit der Substratversorgung, u. a. auch durch den Konkurrenzdruck von weiteren Anlagen in der Region.
Weitere Probleme entstehen durch den Zeitaufwand bei langwierigen Genehmigungsverfahren.
Die Wirtschaftlichkeit der Projekte ist nur bei 19% im geplanten Bereich, 11% haben eine bessere und 65% eine schlechtere Rentabilität als vorgesehen. Die Gründe liegen bei Produktionsausfällen, der Verschlechterung bei Prämien der Abfallverwertung oder beim Wärmeabsatz – z. B. weil Abnehmer wegfielen- und bei erhöhten Aufwendungen für Betrieb und Instandhaltung.
Im Hinblick auf künftige Projekte hat die Entwicklung zu einer besseren Abschätzung von Investitionen und Betriebsaufwand geführt, die im Laufe der Zeit angestiegen sind. Dies liegt an dem größeren Aufwand für die Anlagentechnik zur Anpassung an die Substratqualität, aber auch an die höheren genehmigungsrechtlichen Auflagen im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Bestimmungen. Auch die Einschätzung von Anlagenausfällen ist realistischer geworden.
Derzeit sind 120 Projekte in Planung, die zu je 50% aus Projekten mit Vor-Ort-Verstromung und mit Biomethanaufbereitung bestehen. Die meisten sind landwirtschaftliche Kooperationsprojekte mit einer Kapazität ab 250 kWel oder Territorialanlagen von mehr als 1MWel. Wegen der besseren Rentabilität werden vermehrt Biomethanprojekte angestrebt. Finanzierung und Bankenkontakte gestalten sich eher schwierig. Etwa ein Drittel der Projekte ist blockiert, weil Rentabilität, Finanzierung oder Akzeptanz fehlen.
Die verschiedenen Akteure sind bereit, ihren Beitrag zum Fortschritt der Branche zu leisten, indem der Erfahrungsaustausch gefördert, ein nationales Hersteller- und Servicenetz aufgebaut und eine Qualitätscharta sowie ein Fortbildungssystem für die Akteure geschaffen wird, sowie weitere Innovationen zur Bewältigung der Substratschwierigkeiten und ein höheres Sicherheitsbewusstsein zu einer besseren Akzeptanz im Umfeld entwickelt werden.
Vom Umfeld der Branche erwarten sie, dass die Netzstabilität verbessert, Forschung unterstützt, Genehmigungsverfahren schlanker und die Unterstützungsmechanismen abschließend überarbeitet werden.
Quelle: Artikel auf der Homepage des französischen Fachvereins ATEE-Club Biogaz